Begriffe und Definitionen
Rund um das Kalibrieren gibt es einige Begrifflichkeiten, die immer wieder auftauchen. Für einen qualitätsbewussten Umgang mit Messmitteln wie beispielsweise Pipetten ist die Kenntnis dieser Begriffe elementar.
Kalibrierung
Kalibrierung ist der Prozess, bei dem geprüft wird, wie genau ein Messgerät – in diesem Fall eine Pipette – misst.
Dabei wird die abgegebene Flüssigkeitsmenge der Pipette mit einem Referenzwert verglichen, der sehr genau bekannt ist. Das Ergebnis zeigt, ob die Pipette korrekt misst oder ob eine Abweichung vorliegt. Wichtig: Bei einer Kalibrierung wird nichts an der Pipette verändert oder eingestellt – sie bleibt so, wie sie ist. Es geht nur darum, die Messabweichung zu dokumentieren.
Kalibrierungen sind wichtig, um die Qualität und Rückverfolgbarkeit von Messergebnissen sicherzustellen – zum Beispiel in der medizinischen Diagnostik, Forschung oder Qualitätskontrolle.
Unser Labor ist nach DIN EN ISO/IEC 17025 akkreditiert, was bedeutet, dass unsere Kalibrierungen höchsten internationalen Anforderungen entsprechen.
Justierung
Justierung bedeutet, die Pipette so einzustellen, dass sie möglichst genau misst.
Wenn bei der Kalibrierung festgestellt wird, dass eine Pipette eine zu große oder zu kleine Flüssigkeitsmenge abgibt, kann sie justiert werden. Das heißt, man nimmt eine gezielte Veränderung vor – etwa durch Drehen einer Stellschraube –, um den Fehler zu korrigieren.
Nach der Justierung erfolgt erneut eine Kalibrierung, um zu überprüfen, ob das Gerät jetzt korrekt misst. Justieren ist also ein aktiver Eingriff, während Kalibrieren nur eine Überprüfung darstellt.
Besonders bei Pipetten, die regelmäßig im Einsatz sind, ist es wichtig, sie nicht nur zu kalibrieren, sondern bei Bedarf auch zu justieren – für zuverlässige und präzise Ergebnisse im Laboralltag.
Rückführbarkeit
Rückführbarkeit bedeutet, dass die Messergebnisse einer Pipette auf nationale oder internationale Standards zurückverfolgt werden können.
In der Praxis heißt das: Wenn wir in unserem Labor eine Pipette kalibrieren, verwenden wir dafür hochpräzise Referenzgewichte und -geräte, die selbst regelmäßig auf Standards des Deutschen Kalibrierdienstes (DKD) oder der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) geprüft werden. So ist gewährleistet, dass alle Messergebnisse – zum Beispiel 100 Mikroliter – weltweit vergleichbar sind.
Rückführbarkeit ist ein zentrales Element der Qualitätssicherung und Voraussetzung für eine ISO/IEC 17025-Akkreditierung. Nur wenn diese Kette der Rückverfolgbarkeit lückenlos ist, kann man sich auf das Messergebnis verlassen – egal, ob im Krankenhaus, Forschungslabor oder in der Produktion.
Messunsicherheit
Die Messunsicherheit beschreibt, wie groß der mögliche Fehlerbereich rund um ein Messergebnis ist.
Jede Messung hat eine gewisse Unsicherheit – auch wenn man mit einer sehr präzisen Pipette und sehr genauen Messgeräten arbeitet. Die Messunsicherheit hängt von vielen Faktoren ab: der Pipette selbst, der Umgebungstemperatur, dem Bediener, der verwendeten Flüssigkeit oder auch der Kalibrierwaage.
Wenn wir eine Pipette kalibrieren, berechnen wir für jedes Ergebnis auch die zugehörige Messunsicherheit. Sie zeigt, wie zuverlässig das Messergebnis ist – zum Beispiel: „100,0 µl ± 0,3 µl“. Das ist besonders wichtig für Labore, die mit engen Toleranzen arbeiten.
Durch unsere Akkreditierung garantieren wir, dass die Angabe der Messunsicherheit nach internationalen Normen erfolgt und nachvollziehbar dokumentiert ist.
Toleranz
Die Toleranz gibt an, wie stark ein Messergebnis von einem Sollwert abweichen darf, ohne dass es als „falsch“ gilt.
Für Pipetten gibt es drei Arten von Toleranzen: Die Normtoleranzen der ISO-8655, an denen sich häufig orientiert wird, die Herstellertoleranzen, die jeder Hersteller selbst für seine Pipetten festlegt oder Nutzer-/Kundentoleranzen, die jede:r für sich selbst festlegen kann.
Liegt die tatsächliche Messabweichung innerhalb der vorgegebenen Toleranz, gilt die Pipette als „in Ordnung“. Wird sie überschritten, muss die Pipette justiert oder gewartet werden.
Toleranzen helfen dabei zu entscheiden, ob ein Messgerät weiterverwendet werden darf oder nicht. In unserem Labor prüfen wir bei jeder Kalibrierung, ob Ihre Pipette noch innerhalb der vorgegebenen Toleranzen arbeitet – damit Sie jederzeit sichere und zuverlässige Messergebnisse erzielen können.
Richtigkeit
Die Richtigkeit (auch systematische Messabweichung genannt) beschreibt, wie nahe der Mittelwert mehrerer Messungen am Sollwert liegt.
Wenn eine Pipette z. B. 100 µl abgeben soll und tatsächlich 99,8 µl misst, ist die Abweichung zur Sollmenge ein Maß für die Richtigkeit. Eine hohe Richtigkeit bedeutet also: Die Pipette misst im Durchschnitt korrekt.
Eine unrichtige Pipette liefert systematisch zu hohe oder zu niedrige Werte – auch wenn sie dabei sehr gleichmäßig arbeitet. Deshalb wird die Richtigkeit bei Kalibrierungen immer überprüft und im Prüfprotokoll dokumentiert.
Wird eine zu große Abweichung festgestellt, kann durch eine Justierung die Richtigkeit wiederhergestellt werden. Für genaue und verlässliche Messergebnisse – z. B. in der Diagnostik, Forschung oder Herstellung – ist eine hohe Richtigkeit essenziell.
Präzision
Präzision beschreibt, wie konstant ein Messgerät wie eine Pipette arbeitet – also wie stark die Messergebnisse bei wiederholter Anwendung streuen.
Eine Pipette ist präzise, wenn sie bei fünf Wiederholungen möglichst ähnliche Ergebnisse liefert – auch wenn diese vielleicht nicht ganz dem Sollwert entsprechen.
Präzision allein bedeutet also nicht, dass die Pipette korrekt misst – nur, dass sie wiederholbar gleichmäßig misst. Eine Pipette kann sehr präzise, aber dennoch ungenau sein (also unrichtige Werte liefern), wenn sie z. B. systematisch zu wenig abgibt.
In der Kalibrierung prüfen wir die Präzision durch mehrere Einzelmessungen und berechnen daraus die Wiederholbarkeit. Eine hohe Präzision ist vor allem in wissenschaftlichen Anwendungen wichtig, bei denen gleichmäßige Dosierungen entscheidend sind.
Entscheidungsregel
Die Entscheidungsregel legt fest, wie bei einer Kalibrierung entschieden wird, ob eine Pipette die geforderten Toleranzen erfüllt oder nicht.
In der Praxis bedeutet das: Wenn wir eine Pipette kalibrieren, messen wir, wie sehr ihre Werte vom Sollwert abweichen – und wie hoch die Messunsicherheit ist. Die Entscheidungsregel definiert nun ganz genau, unter welchen Bedingungen das Messergebnis noch als „konform“ gilt. Dabei wird berücksichtigt, ob und wie die Messunsicherheit in die Bewertung einfließt.
Beispielsweise kann eine Entscheidungsregel streng sein und fordern, dass die Pipette selbst unter Berücksichtigung der Messunsicherheit sicher innerhalb der Toleranz liegt. Andere Regeln sind großzügiger und lassen auch Ergebnisse zu, die „gerade noch“ passen. Die Wahl der Entscheidungsregel beeinflusst also direkt, ob eine Pipette als geeignet bewertet wird oder nicht.
Als akkreditiertes Kalibrierlabor dokumentieren wir die von uns verwendete Entscheidungsregel für maximale Transparenz und Nachvollziehbarkeit.